© STADTKAPELLE BAD WIMPFEN e.V. 2024
Von Heimatliebe und Freiheit „Kompass“ betitelte Dirigent Jürgen Krieger das Jahreskonzert der Stadtkapelle Bad Wimpfen. Am Samstagabend schien sich der vollbesetzte Kursaal in ein gewaltiges Luftschiff zu verwandeln, das Musiker und Zuhörer auf eine magische Reise in die entlegensten Ecken unserer Erde transportierte. Dabei gelang es Wolfram Leonhard, mit seiner wortmalerischen Moderation einen erstklassigen Reisebegleiter abzugeben. Erste Station: Russland in der zweiten hälfte des 19. Jahrhunderts als noch schwere Schiffe Wolga-aufwärts geschleppt werden. „Treideln“ muss Kapellino-Dirigentin Michaela Baier nicht, denn das Kapellino und die Jugendkapelle sind eifrig bei der Sache und liefern einen gelungenen Auftakt mit Kees Vlaks „Troika Fantasy“, das mit einem lebhaften „Trepak“-Tanz und einem tobenden Publikum endet. Unter Annette Waible geht die Reise nun nach Westen. Kurt Gäbles „Zauberland“ inspiriert von einem schönen, sonnigen Morgen - erinnert daran, dass man nur vor die eigene Haustür gehen muss, um die Schönheit der Welt zu genießen. Über den Atlantik fliegt nun das musikalische Luftschiff und landet im Queen’s Park i n den Vereinigten Staaten, wo die Jungmusiker für ihre Zugabe, den Klassiker „Little Brown Jug“, auch bleiben. Nach dem Auftritt zeigte sich die Jugenddirigentin begeistert von dem Zusammenspiel und dem Musikgefühl ihrer Schützlinge. Dunkle Blechklänge erzählen von düsteren Wäldern, schwarz-spiegelnden Seen, Feen und nordischen Mythen. Jean Sibelius’ „Finlandia“ erklingt. 1899 geschrieben, die sinfonische Dichtung wurde schnell zu einer Art Nationalhymne für die nach Freiheit strebenden Finnen - wurde sogar von den russischen Behörden verboten und prompt unter diversen anderen Titeln, z.B. „Suomi“(das finnische Wort für Finnland!), aufgeführt. Nun wird vom Musik-Luftschiff einiges abverlangt! Beim belgischen Musical „Tintin“ von Dirk Brossé sind viele Wechsel und Übergänge zu meistern. Kein wunder wenn man bedenkt, dass das Stück in Belgien, am Nordpol, in Schottland und Peru spielt. Doch Jürgen Krieger und seine Stadtkapelle überstehen das Abenteuer von Tim und Struppi mit Bravour und dürfen für eine kurze Pause zwischenlanden, bevor es ins Land der Vampire weiter geht … Doch was erklingt denn da? Eine Blaskapelle? Ein fröhlicher, selbstbewusster Marsch? Das Luftschiff muss an Höhe verlieren (Vorsicht, Berg!), um Klarheit zu verschaffen. Wimpfener Musiker Andreas Horwath dirigiert seine eigene Komposition über sein Herkunftsland und das siebenbürgische Volk komplett mit Gesangseinlage: „Mer wällen bleiwen wat mer sen“. Das eingängige Werk kam sehr gut bei den Zuhörern an Andreas konnte sich nach dem Konzert „vor Lob kaum retten“. Kaum zu glauben, dass - sogar nach einem Japanbesuch mit Luigi di Ghisallos „Tokyo Adventure“ - der absolute Höhepunkt einer Weltreise in Tirol statt finden soll, aber genau so kam es: Wir schreiben das Jahr 1809. Das Tiroler Volk, angeführt vom Gastwirt und Viehhändler Andreas Hofer, kämpft am Bergisel gegen bayerisch- französische Truppen für seine Freiheit. Man hört Gewehrschüsse, das Klirren der Klingen, verspürt die Wirren des Kampfes. Mit „Tirol 1809“ ist es Sepp Tanzer und der Stadtkapelle gelungen, die Zuhörer mitkämpfen und den Sieg mitfeiern zu lassen. Das Luftschiff senkt sich allmählich, die Reisenden beginnen wieder an heimatliche Gefilde zu denken. „Rikudim“, vier moderne israelische Volkstänze von Jan Van der Roost, fängt im entspannten 2/4-Takt an. Vielleicht dürfen die Luftschiffpassagiere noch am Ende der spannenden Reise einen erholsamen Abschluss in Israel genießen? Es folgen zwei Sätze, die trotz der etwas ungewöhnlichen 5/8 und 7/8 Taktarten das Liegestuhl-Feeling nicht gänzlich verbannen. Dann…ZACK! Schrille Triller und rasende Finger beim Finale bereiten der Träumerei ein jähes Ende und kündigen die Heimkehr lautstark an. Das Publikum zeigte sich von der gesamten Darbietung begeistert und forderte zwei Zugaben. Die Stadtkapelle möchte sich bei allen Konzertbesuchern, Helfern und Sponsoren ganz herzlich bedanken. Maxine Jung
MUSIKVEREIN STADTKAPELLE BAD WIMPFEN e.V.
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